Gemeinschaft als universelle Lebensform
KGS-Berlin, Ausgabe Juni 2010, von Dieter Duhm

Die ursprüngliche Gemeinschaft des Menschen ist nicht die Familie, sondern der Stamm. Die ursprüngliche Gemeinschaft ist das menschliche Beet, in das alles menschliche Leben einschließlich der Familie eingeordnet ist.Gemeinschaft ist das universelle Organ, das die größte Verletzung erfahren hat. Sie ist ein notwendiger Teil des Ganzen, der weltweit zerstört wurde. Überall, wo durch Eroberungskriege und Kolonisation Menschen verschleppt, versklavt, verkauft wurden, wurden Gemeinschaften zerstört und dadurch der Lebensnerv ganzer Völker vernichtet. Dieser Vorgang dauerte vom Überfall der Kurganvölker auf neolithische Flusssiedlungen vor 7000 Jahren bis zur Vernichtung der indianischen Völker Nordamerikas durch den Einbruch der Europäer ab dem 17. Jahrhundert und weiter bis in die Gegenwart, wo auf allen Kontinenten die letzten indigenen Völker im Namen wirtschaftlicher Interessen vertrieben und vernichtet werden. Durch den Wegfall der menschlichen Gemeinschaft entstand eine schlimme Wunde in der menschlichen Zivilisation. Durch die Zerstörung der Gemeinschaft verlor der Mensch seine authentische Sittlichkeit und Verantwortlichkeit. Die Menschen wurden aus der organischen Gemeinschaft herausgerissen. Das hat sie nach und nach auch von ihrem eigenen höheren Selbst, von ihrem höheren Wissen und von den höheren Ordnungen des Lebens getrennt. Gemeinschaft war und ist der natürliche Humusboden für Vertrauen und Solidarität. Wenn dieser Humus fehlt, wird der entwurzelte Mensch gewalttätig, böse und krank. Die wahre Kraft des Individuums kommt aus der Gemeinschaft. Individualität und Gemeinschaft sind keine Gegensätze, sondern sie bedingen einander, das eine kann ohne das andere nicht funktionieren. Gemeinschaft ohne Individualität führt zu mörderischem Kollektivismus (siehe Faschismus), Individualität ohne Gemeinschaft zu individuellem Despotismus oder zur Einsamkeit der schönen Seele. Ohne Gemeinschaft fehlt der Mutterboden für eine volle und gesunde Entwicklung des Individuums. Ohne Gemeinschaft ist in der Entwicklung der Einzelnen immer eine Schwingung von Verlorenheit, Einsamkeit, Trennungsangst und Angst überhaupt. Der Mensch wird erst dann seine Grundangst voll überwinden können, wenn es ihm gelungen ist, neue, funktionierende Gemeinschaften aufzubauen. Gemeinschaft ist eine Zwischenstufe in der Skala des Lebens, die nicht umgangen werden kann. Sie verbindet das Individuum mit einer höheren Ordnung und schärft in ihm die Sinne für das Ganze. Die universelle Gemeinschaft ist ein einheitlicher Organismus, die einzelnen Menschen sind seine Organe. Die Leber handelt anders als die Niere, das Hirn anders als das Herz, und doch gehören sie demselben Organismus an. Die Menschen, die in einem solchen Organismus leben, leben nicht nach dem Prinzip von Vergleich und Konkurrenz, sondern nach dem Prinzip der gegenseitigen Ergänzung. Anders könnte das System gar nicht funktionieren. In dem Maße, wie der neue Organismus entsteht, entwickelt sich in ihm eine neue geistige Instanz: das kommunitäre Ich. Es liegt in der geistigen Hierarchie des Lebens auf einer höheren Ordnungsebene als das individuelle Ich. Das kommunitäre Ich enthält das Wissen und die Kraft aller individuellen Ichs. Es enthält darüber hinaus die Ordnungsstruktur der heiligen Matrix und sorgt deshalb für die Überlebensfähigkeit der Gemeinschaft. Alle Mitarbeiter, die fest zur Gemeinschaft gehören, sind an das kommunitäre Ich und seine geistige Kraft angeschlossen und verfügen dadurch über Lebensfähigkeiten, die sie allein nicht hätten entwickeln können.In der Gemeinschaft von Tamera in Portugal gelten einige Lebensprinzipien, von denen wir glauben, dass sie allgemeingültig sind und in allen Ländern der Erde angewendet werden können: Die drei ethischen Prinzipien: Wahrheit, gegenseitige Unterstützung und verantwortliche Teilnahme an der Gemeinschaft. Man sieht schnell, dass diese drei Prinzipien unsere alten Lebensgewohnheiten sprengen, sobald wir sie ernsthaft befolgen wollen. (z.B. Wahrheit in der Liebe!)Das Gebot der Transparenz in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. (Ökonomie, Hierarchie, Kompetenzverteilung, Politik etc.)Hilfe für die Tiere und Kooperation mit den Naturwesen.Tägliche Unterweisung über Grundgedanken und Ziele des Projekts. Möglichst alle Teilnehmer sollen das Bild des Ganzen in sich tragen. Dadurch wird für alle ein geistiges Dach gebaut, unter dem sie gemeinsame Orientierung und Zusammenhalt finden. Daneben gilt das Prinzip der individuellen Autonomie und der Individuation, auch für Kinder: Alle Teilnehmer sollen sich nach ihren speziellen Begabungen und Interessen entfalten knen, alle sollen die Möglichkeit erhalten, ihr höchstes Lebensziel zu verwirklichen. Dieses Prinzip führt zu einer Art von Basisdemokratie, die unter früheren Lebensbedingungen nicht möglich war. Es gibt in diesem Sinne keinen Kollektivzwang und keinen Gegensatz zwischen Gemeinschaftsinteresse und Individualinteresse. Dies ist vielleicht das „utopischste“ Element im Bauplan der neuen Gemeinschaften - und es ist keineswegs unrealistisch, wie die 32jährige Geschichte unseres Projekts gezeigt hat. Wenn die ersten Menschen wieder in den Stand der Gemeinschaft eintreten, wenn es wieder gelingt, aus dieser Verbundenheit heraus zu denken und zu handeln, dann hat dies eine hohe feldbildende und heilende Kraft. Hier kann sich ein Friedenswissen wieder entfalten, das schon einmal auf der Erde war und das heute wieder gebraucht wird, um die Welt und die Seelen zu verändern. Wir erlernen die Gesetze des universellen Friedens, indem wir die universellen Regeln der Gemeinschaft erlernen.

Leicht gekürztes und verändertes Kapitel aus dem Buch: Dieter Duhm, Die Heilige Matrix, ISBN 978-3-927266-14-8 mit freundlicher Erlaubnis des Verlages.